Alle Fenster eines neutralen Galerieraumes sind, wie im Krieg, von innen mit Packpapier verdunkelt. Im vorderen Teil des Raumes stehen Rücken an Rücken, zwei alte, eintürige braune Kleiderschränke, die von Scheinwerfern beleuchtet lange Schatten werfen. In beiden Schränken steht jeweils ein Schemel, auf dem Zuhörende Platz nehmen können; das ganze Ensemble erinnert an einen Beichtstuhl. In nächster Nähe hängt an einem groben Tau eine überdimensionierte, kupferne Almglocke von der Decke. Aus einem kleinen hölzernen Schlüsselkasten an der Wand wird ein Foto einer Zeitungsanzeige auf eines der abgeklebten Fenster projiziert. In dieser Anzeige bittet Walter Kemposwski um die Zusendung von schriftlichen Zeitzeugnissen und Fotografien aus der Zeit des zweiten Weltkrieges. Die Wände des hinteren Galerieteiles sind mit dünnen Blechen verschiedener Größen und Qualitäten dicht behängt. Auch hier gibt es für Zuhörende zwei alte Stühle als Sitzgelegenheit.
Hinter den Blechen, in beiden Schränken und im Körper der hängenden Glocke sind Körperschallwandler angebracht. Diese können durch akustische Signale, geformt aus unterschiedlichstem Klangmaterial, den körpereigenen Klang der Objekte zum Mitklingen bringen.
Aus allen Einzelobjekten im Raum sich fügend, erklingt eine sehr zarte und transparente, halbstündige Geräusch- und Sprachkomposition. Ausgewählte Textpassagen aus dem kollektiven Tagebuch „Echolot“ von Walter Kempowski ertönen leise und verhalten, gesprochen von einer Männerstimme.
Diese während des zweiten Weltkriegs verfassten Zeitzeugnisse, geschrieben aus unterschiedlichsten Perspektiven, bilden gemeinsam mit Metallklängen und bis zur Unkenntlichkeit verfremdeten Vogel- und Menschenstimmen sowie Motorengeräuschen den Klangkosmos.
