THEATRALE INSTALLATION – EIN ANDER

Innerhalb einer künstlerischen Versuchsanordnung auf den Spuren von John Cage und ausgehend von einem Zitat von Dieter Schnebel zum Motiv der Wiederholung kreieren zwei Ensembles in unabhängiger Arbeit ein fragmentarisches Kurzstück. Ohne sich vorher zu kennen, treffen sie sich eine Woche vor der Premiere. Sie stellen sich dem gegenseitigen Austausch und der Konfrontation mit den Arbeiten der anderen Projektbeteiligten. Die zwei unabhängig voneinander erarbeiteten Uraufführungen werden in der Installation zu einem simultanen Ereignis zusammengeführt. Im Probenprozess ausgeformt werden mit der gleichzeitigen Anwesenheit aller Darstellenden auf der Bühne das Nebeneinander der Ereignisse, das Nacheinander mit Berührungspunkten und Verbindungen zwischen den einzelnen Beiträgen und das Übereinander der Schichtungen der einzelnen Arbeiten.

Der künstlerische Austausch und die Installation bilden den Prozess der Begegnung mit dem Anderen, dem Fremden, ab. Auf der theatralen Ebene verknüpfen sich die Beziehungsgeschichten der beiden Zweipersonenensembles, einem älteren Paar bestehend aus Acteurs musicals und einem jüngeren akrobatischen Tänzerpaar. Für die musikalische Ebene wurde ein Verfahren des collagierenden Umgangs mit unterschiedlichsten Stilen gewählt: Musik von Claude Meier, Eigenkompositionen aus Field Recordings, wiedergegeben von einem Spulentonband, wechseln sich ab mit einer auf der Szene gesungenen und allmählich dekonstruierten Anleihe aus dem Volksliedgut, „Paper Music“ von John Cage, einem kurzen Textfragment aus „In Patagonien“ von Bruce Chatwin und eigenen Geräuschkompositionen, gespielt mit den Objekten der Installation wie Fahrradspeichen. Wiederholt wird das Bühnengeschehen von einem Echo aus einer anderen Zeit eingefroren: es ertönt eine einzelne menschliche Stimme. Der Altus singt Musik aus der Renaissance. Das dichte Geschehen der Installation, welches die Gegenwart abbildet, steht still und fokussiert auf eine überzeitliche Kraft.